So., 3.8.08 - Reykjalið


Am Abend kamen dann doch noch zwei Isländer im Geländewagen. Wir haben uns noch eine Weile unterhalten. Ich entschloss mich aber, im Zelt zu übernachten. Allein ist eine Hütte ok, aber bei der Aussicht auf schnarchende Mitgäste ziehe ich das Zelt vor.

Wie angekündigt folgt in der Nacht der Wetterwechsel. Einige Grad kälter und tiefhängende Wolken, geschlossene Wolkendecke. Bis 8 noch im Zelt gelesen, dann Frühstück in der Hütte gemacht. Die Isländer haben noch geschlafen. Machten sich langsam fertig, als ich das Zelt zusammenpackte. Sie wollen Blá- und Sellandafjall auf der Piste umrunden, dann weiter über meine Route nach Nýidalur, allerdings eine ältere, nicht mehr benutzte Pistenführung verwenden, die nicht auf die F910 trifft, sondern zum Hitulaug führt. Ich habe erfahren, dass es sich bei den großen Gebäuden an der Suðurá um Stallungen für den Schafabtrieb handelt und um das Gebäude im Süden des Sellandafjall tatsächlich um einen schon lange aufgegebenen Hangar für „Hanggliding”.

Bin auf der Piste erst gut vorangekommen und habe dabei, wie so häufig morgens, gedacht, so könnte es immer sein.

Während die Piste einen großen Bogen nach rechts beschreibt, um ein Lavafeld zu umrunden, wie es scheint, beschließe ich, direkt auf die Koordinaten des „Abstiegs” zuzuhalten. War schon etwas mühsam. Aber ich hatte vergessen, dass direkt vor der Stelle, wo es wieder hinab geht, die Schlucht verläuft, die zur Seljahjallagil führt. Mist! Direkt gegenüber war kein Aufstieg möglich. Also etwas an der Schlucht entlang, hinab, und mit dem schweren Rucksack die Böschung wieder hoch. Von dort ist es dann nur noch ein kurzes Stück bis zum Abstieg. Ich lasse den Rucksack liegen und sehe mir die Seljahjallagil an. Dabei stelle ich fest, dass etwas oberhalb davon eine Durchquerung der Schlucht doch relativ einfach möglich gewesen wäre. Vielleicht habe ich das 2003 gemacht. Großartige, nur etwas wolkenverhangene Aussicht über den See und die Landschaft östlich davon.

Die Stelle der Seljahjallagil, wo der Wasserfall war/sein muss, ist ein gähnender Abgrund, gefasst von Basaltsäulen. Ich kletter dort etwas herum und mache Bilder, traue mich aber nicht nah genug an den Abgrund, um bis auf den Boden sehen zu können. Der steiler Abstieg führt nach Westen bis an die Kraterreihe. Füße und Beine machen mir wieder zu schaffen. Ich muss immer häufiger Pausen einlegen. Würde mich ja gern mitnehmen lassen, aber wie, wenn kein Wagen kommt. Es ist Sonntag! Macht denn niemand einen Ausflug? Als ich, kurz vor der Stelle, wo die Piste durch die Kraterreihe nach links (Westen) schwingt, von einer Rast wieder aufbreche, kommt ein Stück hinter mir ein Geländewagen von der Seite auf die Piste. Ich höre ihn jedoch lange nicht hinter mir. Vielleicht ist er in die andere Richtung gefahren. Dann ist er aber schließlich doch da, nähert sich mit tiefem Brummen. Ich klettere auf das Weideland neben der tief eingegrabenen Piste, damit der Wagen vorbei kann. Bei mir angekommen wird gehalten und die Beifahrerin erkundigt sich wie üblich, ob alles in Ordnung ist. Ich sagte, eigentlich ja, und erkundige mich, wie weit es denn noch bis Reykjahlið sei. Sie sagt erst fünf, korrigiert sich dann (es sind ca. 10) und bietet schließlich an, mich bis zur Straße mitzunehmen. Dafür müsste sie auf den Rücksitz gehen, weil sie einen Hund dabei haben (neben zwei Töchtern).

Wir unterhalten uns erst auf Englisch, dann ich auf Deutsch mit dem Vater, der Schiffbauer ist und einige Zeit in Bremen, Bremerhaven und Hamburg war. Eine der Töchter wollte ihren Vater wohl gern Deutsch sprechen hören. Die Familie kommt aus Reykjavík, hat einen Ausflug gemacht und ist im Cañon gewandert. Man beschließt, mich doch bis Reykjahlið zu bringen. Nach einem letzten Schafgatter wieder auf der Straße geht es dann sehr schnell. Ich wäre auch noch direkt bis zum Campingplatz gebracht worden, hatte aber gesagt, dass es der hinter der Kirche ist, und von dort führt nur ein Fußweg hin. Macht aber nichts. Das schaffe ich noch. Zu nett, diese Isländer!

Am Campingplatz gleich angemeldet und vom Büro aus in Nýidalur anrufen dürfen. Das Mädchen an der Rezeption, das das Telefonat mitgehört hat, fragt ganz interessiert nach, wie lange ich denn gelaufen wäre, wie weit es ist. Im Supermarkt Lebensmittel gekauft und im Souvenirshop „Icelandic Folk and Fairy Tales”. Habe nichts mehr zu lesen. Sonst sind hier offenbar keine Bücher zu bekommen. Ankommen!

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