Sa., 26.07.08 - Hitulaug


Bei kräftigem Wind abgebaut und über einige Kieshügel parallel zum Berghang gelaufen, bis ich wieder auf die Piste stoße. Die nächste Furt hat fast klares Wasser und kann auf einigen Steinen überquert werden. Ein nettes, grünes Tal. Ich fülle meine Wasserflasche. Ab hier ist es plötzlich windstill.

Anschließend hervorragende Aussicht über Wüste zum Hofsjökull. Gleich die nächste Furt ist die Schwierigste. Ich hätte doch eher aufbrechen sollen! An der Furt ist der Arm sehr reißend. Das Wasser wölbt sich in Strommitte ein gutes Stück nach oben und ist zudem noch mit netten Wellen markiert. Etwas oberhalb sind es zwei Arme, von denen der stärkere einen Bogen macht und etwas breiter wird, aber immer noch sehr tief zu sein scheint. Ein gutes Stück flussabwärts entdecke ich eine langgezogene Stelle, wo sich der Fluss in zahlreiche Arme aufteilt, Kiesinseln umfließt.

Beobachte noch einige Geländewagen. Bei einem verschwinden die Räder fast völlig im tiefen Flussarm. Vier Wagen kommen von der gegenüberliegenden Seite. Das Ufer dort ist steil. Sie tauchen tief ein, das Wasser geht bis zur Windschutzscheibe.

Meine Durchquerung ist lang, kalt und kräftezehrend. Ich kämpfe mich längs zum Fluss von Kiesinsel zu Kiesinsel, die Füße immer nur kurz „aufwärmend”. Zwischen den Inseln fließt stets ein Teil des Hauptstroms ab. Trotzdem haben die letzten beiden Arme noch ganz schön Power. Ich stemme mich gegen die Strömung und das Wasser pulscht an meinen Beinen so weit hoch, dass auch die Hose bis zur Hälfte der Oberschenkel nass wird.

Als ich drüben bin, sind Füße und Beine rot. Ich ziehe mich in Ruhe um, esse Schokolade. In der Ferne sehe ich an der Furt eine schwarze Gestalt herumlaufen. Gehe ohne Rucksack hin, um eventuell zu helfen, sehe dann aber, dass es Fahrer sind, die sich die Furt ansehen. Ein normaler Geländewagen und einer von diesen Allradwinzlingen mit lächerlich geringer Bodenfreiheit. Gehe zurück, als noch vier weitere Geländewagen auftauchen. Sie schaffen es, bringen sogar den „Kleinen” rüber, stehen dann noch eine Weile mit blendenden Scheinwerfern an der Furt.

Die nächste Furt sind mehrere flache Arme, geringe Strömung, wenig Mineralfracht, die ich in Wanderschuhen durchqueren kann. Wieder einige Geländewagen. Die Insassen winken mir fröhlich zu.

Die Furt am Kambsfell hat nur eine etwas tiefere Stelle, ist jedoch klar genug, um den Grund sehen zu können. Als ich nach der Durchquerung meine Pause einlege, kommt ein deutscher Geländewagen und der Fahrer fragt, ob alles ok ist. Ich frage nach den nächsten Furten. Er erzählt von einer flachen und einer dreiarmigen, bei der der dritte Arm „bis hier” reicht, wobei er über seinen Knien zeigt.

Die nächste Furt ist keine, sondern nur einige Pfützen auf der Piste. Der erste Arm der folgenden Furt sieht dann erstmal nicht so schlimm aus, aber zwischen den Armen liegt eine Insel von einigen hundert Metern, und ich kann die Tiefe des andern Arms nicht einschätzen. In der Nähe gibt es Zeltmöglichkeiten. Ich könnte auch auf eine Mitfahrgelegenheit warten.

Von der anderen Seite nähert sich eine Gruppe von Wagen. Sie tauchen nicht allzutief in die Furt ein, halten anschließend auf der Insel - gegenseitiges Fotografieren bei Flussdurchquerung - und fahren dann fröhlich winkend durch „meine Furt”. Das war die „Swedish Iceland Expedition”. Ich ziehe die Watschuhe an und mache mich auf den Weg. Auch die tiefe Furt reicht kaum bis zu den Knien.

Weiter geht es zur Brücke. Der Weg schlängelt sich ziemlich. Dann Richtung Hitulaug. Es kommt mir schon ziemlich spät vor, obwohl die Sonne noch hoch über dem Horizont steht. Merkwürdiges Licht. Gleich hinter der Brücke zweigt die markierte Piste zur Hitulaug von der F910 zur Askja ab. Anders als die übrigen ist sie ohne Wegweiser. Nach den ersten 100 Metern reißt der linke Schultergurt meines Rucksacks. Ich repariere ihn notdürftig und gehe weiter. Die Piste schlängelt sich scheinbar völlig ziellos. Darum kürze ich mehrmals ab. Dann, endlich, ein kleiner Wendeplatz, eine Grasfläche mit tief eingegrabenen Bachwindungen und das Becken der Hitulaug mit dem warmen Wasser. Ich baue das Zelt gleich neben dem Wasserbecken auf. Der Bach ist der Abfluss, der sich wild durch das Grün windet. Auf der Suche nach Trinkwasser muss ich noch einen Kilometer laufen, bis ich einen Bachlauf finde, gerade so breit wie mein Becher. Später, während die Nudeln quellen, tunke ich die geschundenen Füße ins warme Wasser.

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