Do., 31.07.08 - Suðurá


Entweder machen meine Füße und Beine nicht mehr mit, oder ich habe die falschen Schuhe. Letzteres wäre besser. Wieder zuhause werde ich mit der Deutschlanddurchquerung auf dem Europawanderweg E1 zwischen Flensburg und Konstanz anfangen, um auch über das Jahr etwas Training zu haben. Aber auf jeden Fall brauche ich leichtere Schuhe. Mal sehen! Die Island-Wanderung für diesmal ist jedenfalls zuende, wenn ich in Reykjahlið angekommen bin.

Heute ist es wieder sehr warm, nur gelegentlich Wind, manchmal Wolken vor der Sonne. Die erste Furt kenne ich ja schon von gestern abend. Flach und unproblematisch. Die Piste umrundet das darauf folgende Lavafeld, hält sich ziemlich nah an der Skjálfandafjlót. Der Abzweig der Piste zur Suðurá ist gut zu erkennen. Eine grüne Fläche zwischen zwei Lavaströmen ist im Westen begrenzt durch Skjálfandafjlót, im Osten durch Hügel, einige kleine Seen. Die Piste verläuft erst am südlichen Lavarand, geht dann an der diagonalen Ecke über Ausläufer des Hügels.

Es folgt ein eingezäuntes Gebiet mit schwarzem Sand und Strandhafer. Schwer zu gehen im weichen Sand. Nach der Umzäunung geht es ein wenig bergauf. Anschließend ist das Lavafeld zu überblicken, dahinter die Höfe, der Sellandafjall und Bláfjall und, etwas asymmetrisch aus diesem Blickwinkel, die Herðubreið.

Es ist noch ein langer Weg durch die Lava zur Suðurá. Langsam nehmen Weiden und Birken zu. Ein Fluss ohne nennenswerte Strömung sollte eigentlich nicht so deutlich zu hören sein. Jedenfalls nicht, bevor man ihn sieht.

An der Furt fließen zwei Arme unterhalb einer Insel zusammen. Breite mindestens 20 m. Die Ausfahrt ist nur zu erahnen, oberhalb Stromschnellen. Diese Furt macht mir Angst, und ich sage es ihr. Mache erstmal eine Pause und überlege, auf dieser Seite flussaufwärts zu wandern und bessere Stelle zu suchen. Sollte ich es erst ohne Gepäck versuchen? Eher nicht. Das schaffe ich nur einmal. Dreimal ist zu viel. am Besten versuche ich es in einem Bogen, um nicht zu nah an das aufgewühlte Wasser unterhalb der Furt zu geraten. Ist wohl auch so gedacht, denn die „Ausfahrt” zeigt nicht zur „Einfahrt”, sondern schräg in Richtung des zweiten Flussarms. Beruhigend, dass das Flussbett flacher wird, nachdem ich aus dem Wasser des ersten Arms heraus bin. Doch damit ist erste ein Drittel geschafft. Anfangs war es wirklich knietief. Ruhig weitergehen, mit den Stöcken Halt suchen, auch wenn die Füße langsam kalt werden. Auf dem letzten Meter, schon auf der Schräge der Ausfahrt, rutsche ich doch noch aus, fange mich aber wieder. Laufe noch einige Meter die Piste entlang, damit die Füße wieder warm werden und um an einen Platz zu kommen, wo ich einigermaßen sitzen kann.

Nach der Pause zum Füße trocknen und Schuhe wechseln, geht es weiter querfeldein flussaufwärts. Die Piste macht einen Bogen zum Hof Svartarkot, und ich komme irgendwann wieder auf sie zurück. Schöne Landschaft, dicht mit Zwergbirken und -weidensträuchern, Blumen, Gras, diesen kleinen schwarzen Beeren etc. bewachsen. Dahinter im Sonnenlicht die beiden Berge.

Irgendwann klingt es aus der Landschaft wie Bauarbeiten. Aber es ist doch gar nichts zu sehen!? So tief können die Planierraupen sich doch gar nicht eingegraben haben. Ich komme an vier Wohnwagen und zwei Zelten vorbei. Ein Auto steht auch daneben, aber kein Mensch ist zu sehen. Gleich dahinter ist das Gatter eines Schafzauns über die Piste zu öffnen. Und dann kommen die „Bauarbeiten“. Es ist die Suðurá, die hier wieder eine Stromschnelle bildet. Ich gehe die paar Meter durchs Unterholz, um eine Pause zu machen. Schön ist es hier. Alles ist grün. In einem halbkreisförmigen Bogen senkt sich die Gegend zu einem flachen Stück Grasland herab, die Böschung mit Zwergbirken bewachsen, zum Fluss durch eine Erhebung abgegrenzt. Ein idealer Zeltplatz. Geschützt, grün, eben, Wasser genug, Aussicht reichlich. Es sind zwar nur noch 7 km bis zu meinem heutigen Schlafplatz an der Krákárbotnar, aber was soll's? Hier gefällt es mir, ich habe immer noch Urlaub, die Füße werden geschont, der Proviant reicht noch, bis zum 3.8. (Rückmeldung) bin ich trotzdem am Mývatn, die Tour danach fällt aus, ich habe also wirklich Zeit... warum mir also nichts gönnen, statt auf Zeltplätzen die Zeit rumzubringen?

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