Mi., 30.7.08 - Réttarkot


Auf der Piste ist es sonnig, nur vereinzelt kleine Wolken und leichter Wind. Ich komme flott voran. Meist geht es ja auch abwärts. Gänsejunge flüchten flügelschlagend über die Lambá und rennen in schaukelndem Gänsegang auf der anderen Seite einen Geröllhang hoch. Wirkt merkwürdig: Gänse in der Wüste.

Kurz vor der Krossá-Furt überholen mich zwei deutsche Landrover. Bieten mir an, mich oder auch nur meinen Rucksack mitzunehmen. Ich lehne dankend ab. Die Furt sieht nicht schwierig aus. Klares Wasser, reicht nicht mal bis zur Radnabe und mir nicht bis zu den Knien. Kräftige Strömung, aber bei der Wassertiefe nicht problematisch. Der Fluss gabelt sich bei der Furt.

Wir unterhalten uns auf der anderen Seite. Die Frau geht mit beiden Jungs mit hochgekrempelten Hosenbeinen ins Wasser. Ihr ist es zu kalt, der Kleine fällt hin und wird vom Größeren „gerettet”. Allerdings auf die Insel zwischen den Flussarmen. Drübertragen kann er ihn nicht. Der Vorschlag der Mutter, die beiden mit dem Wagen zu holen, wird mit einem Lachen beantwortet. Also zieht sie die Hose aus und holt den Kleinen. Geht dabei an einer schmalen, aber tiefen Stelle und fällt fast selbst noch hinein.

Später die zweite Furt ist größtenteils sehr flach, aber immer an einer Stelle zu tief für Wanderschuhe. Verlockt durch das Wetter versuche ich es barfuß, was sich als keine gute Idee erweist. Die kleinen Kiesel im Bachbett sind sehr schmerzhaft unter den Sohlen, besonders wenn der Untergrund nachgibt.

Die für Pausen in die Seitentasche gesteckte Schokolade ist flüssig. Ich verstaue sie in einer Plastiktüte und lege sie ins Wasser. Nur noch 6 km Luftlinie zur Hütte.

Das letzte Stück hat es in sich. Es ist sehr warm. Die Füße, besonders der linke, fangen schon wieder an zu schmerzen. Auch die Beine machen Probleme. Ich stolpere vor mich hin.

Vielleicht anderthalb bis zwei Kilometer vor der Hütte gibt es klares Wasser, ein langsam fließender Bach mit tiefen Stellen. Ich überlege, ob er sich vielleicht weit genug aufgeheizt hat, um ein Bad nehmen zu können. Beschließe dann, später zurückzukommen (was ich natürlich nicht mache).

Endlich an der Hütte angekommen das Tor in der weitläufigen Umzäunung geöffnet, mich den Hang hochgeschleppt, die umlaufende Veranda erklommen und - die Tür verschlossen vorgefunden. Neben der Tür ein mehrsprachiges Schild, um den Zahlencode für den Schlüsselkasten zu erfragen, möge man eine der folgenden Telefonnummern anrufen, das Handy würde vom markierten Hügel neben der Hütte funktionieren. Ich warte ein wenig. Auf eine Eingebung oder einen Wagen mit Handybesitzer. Die Hütte gehört dem 4x4 Reiseclub. Die Leute scheinen Geld zu haben. Draußen, und soweit drinnen zu sehen ist, alles vom Feinsten. Ich könnte natürlich das Zelt im Windschatten neben der Hütte aufbauen. Nur das Wasser im Hausbach sieht nicht so verlockend aus. Rostrot!

Erste Eingebung 4x4 –> 4444? Funktioniert nicht. Dann fällt mein Blick auf ein Schild an der Hauswand. Was auch immer da in Isländisch steht, es folgen mehrere Zahlenblöcke. Ich stelle an den Rädchen herum und statt des erwarteten elektronischen Signals, des Klickens im Schloss, kippt die Klappe des Kastens mit den Ziffern nach vorn, und dahinter befindet sich der angekettete Schlüssel. Der Schlüssel zu einer prächtigen Hütte! Eck-Ledercouch, Strom, Gas, Wasser. Okay, das Wasser läuft nicht, vermutlich muss dafür ein Generator angeworfen werden. Aber im Riesenkessel auf dem Herd ist noch Wasser, das ok aussieht und auch trinkbar riecht.

Das Außenthermometer in der Sonne zeigt 36°, Innenthermometer 31°. Ich öffne alle Fenster, bin immer noch irgendwie bedüselt, gehe wie auf Eiern, Füße und Beine tun weh.

Erstmal viel Tee kochen und eine Portion Nudeln. Gegen halb zehn geht es mit dem Laufen wieder. 600 m nach der Hütte soll eine Furt kommen. Ich schnappe mir den Wassersack und den Becher zum Schöpfen und laufe los. Da ist sie auch schon, vor dem nächsten Lavafeld. Das Wasser sieht deutlich besser aus als das des Hausbachs.

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