Di., 15.7.08 - Grjótá


Mit Jacques und Madeleine durch den Flußarm im Auto und dann zu Fuß zum Hagavatn. Keine Eisberge. Vielleicht ist der See zu flach, als daß sie darin treiben könnten. Auf dem Weg zum See bildet der Far einige imposante Wasserfälle. Der Wind am See war ziemlich kalt. Trotzdem habe ich Einsatz gezeigt beim Ablichten einer Blume vor Gletscherlandschaft (Taubenkopfleimkraut). Mit Weitwinkel, damit möglichst von vorn bis hinten alles scharf ist, Grauverlaufsfilter, auf den Boden legen (später gemerkt, daß genau falschherum gedacht, Blende ganz offen statt ganz geschlossen... Mist! Hoffentlich trotzdem genug Tiefenschärfe.) Bin dabei von Jacques fotografiert worden. Er hat versprochen, mir das Bild zu mailen. Schöne Aussicht von oben über das Tal.

Hagavatn

Als es über den Fluss zurück gehen sollte, kam es zu einem kleinen Streit zwischen den beiden, wo die Furt sei. „Non, Jacques, la bas!” Dazu Chopin aus dem CD-Player. Schließlich, nachdem er zweimal an der viel zu steilen Böschung gelandet war, fragte mich Jacques. Madeleine hatte Recht.

Nach der Rückkehr die Hütte gefegt. Ziemlich spät losgekommen, etwa gegen 12. Vorher noch Hüttenfoto. Die ersten Besucher, die heute kurz vor meinem Aufbruch an der Hütte vorbeidonnerten, waren die Volkswagen Driving Experience. Wetter wie vorausgesagt schön, viel blauer Himmel zwischen den Wolken. Nur vom Wind hat niemand etwas gesagt. Ziemlich kalt und heftig. Das macht das Wechseln der Objektive und den Einsatz der Filter nicht unbedingt zur Freude. Trotzdem gerate ich fast in Fotorausch an einer Stelle mit einem Wald von Steinwarten. Ein hervoragender Vordergrund für schneebedeckte Berge, Wüste und Sandvatn.

Sandvatn

Das GPS zeigte für die heutige Strecke ca. 16 km und ich stellte sie mir daher relativ einfach vor, sollte mich aber täuschen. Neben dem Wind machte sich zuerst ein leichtes Stechen seitlich der linken Pobacke bemerkbar. Ich dachte anfänglich an einen herausragenden Stift der Gurthalterung am Rucksack. Doch da war nichts. Allerdings wurde das Stechen stärker, als ich mich in de Hüfte drehte und streckte, um die Stelle zu betasten. Später wurde es so stark, daß ich erstmal eine Pause einlegen musste, in der begrünten Mulde eines ausgetrockneten Bachlaufs, geschützt vor dem Wind in der wärmenden Sonne, auf die „Bodendecker” hingestreckt. Herrlich! Dauerte allerdings nur 10 Minuten. Dann drehte der Wind und vertrieb mich. Die Schmerzen waren allerdings vorbei.

Als Ziel für die nächste Rast setzte ich mir die Stelle, wo ich von der Piste abbiegen würde, um querfeldein abzukürzen. Diesmal machte mir die linke Schulter zu schaffen.

Die Piste hat sich relativ steil um ca. 100 m auf das Niveau des Sandvatn hinabgewunden. ich biege hier nach Osten in Richtung Bláfell ab. Der Bláfell ist den ganzen Tag schon zu sehen, und ich halte auf den südlichen Abhang zu. Raste im Windschutz einiger grasbewachsenen Insel in der Geröllwüste. Vorher noch einige Fotos von einem Flecken dieser Pflanze mit den extremen roten Fruchtständen (Sauerampfer).

Farbenspiel

Dann geht es immer geradeaus über die nur leicht gewellten Kies- und Geröllflächen, in Schräglage, weil der Wind aus N schon sturmstärke angenommen hat. Der Sturm erschwert das Laufen, da es ohne ihn schon ein ständiger Balanceakt ist, auf größere Steine zu treten, und man häufig in genau diesem Moment einen Schubs vom Wind erhält.

Der Weg zieht sich länger hin als erwartet. Muss mich mehrmals auf einen Stein setzen, um auszuruhen. Das Stechen rechts ist wieder da, ist schärfer geworden, scheint jetzt eher im Gelenk zu liegen. Als könnte ein Arzt mit der Spritze nicht umgehen. Als ich mich setze, ist der Stich plötzlich so heftig, daß ich aufschreie. Danach verschwunden. Endlich stoße ich auf die Piste (F 37). Laut Karte müßte parallel dazu die zweite Piste verlaufen. Tut sie aber nicht. Ich kann zwar die Hütte von Fremstaver schon sehen, habe den Kurs also gut eingehalten, doch dazwischen zieht sich ein sehr stabiler Schafzaun entlang. Ich folge der Piste Richtung Norden, gegen den inzwischen heftigen Sturm, kralle mich mit den Stöcken in den Boden, zieh mich vornübergebeugt voran, verfluche die Zaunbauer. Endlich weicht der Zaun zurück. Ich biege von der Piste ab, noch ca. 3 km zur Hütte. Es geht bergab mit anhaltendem Seitenwind, durch ausgetrocknete Flussläufe. vor dem letzten Hügel, hinter dem sie sich verbirgt, stoße ich auf eine Wiese und einen klaren Fluss. Die Grjótá.

Ich habe keine große Lust, sie zu durchqueren. Weiß auch nicht, ob die Wiese an der Hütte windgeschützt ist. Dafür muß ich für das Campen dort bezahlen. Warum also nicht hier bleiben?

Ein kleiner Abhang, gerade so hoch wie mein Zelt, ist schnell gefunden. Er bietet Windschutz und dahinter ist das Gras gerade weit genug eben, um das Zelt hineinzuzwängen.

Also aufgebaut, Wasser aus dem nahen Bach geholt, Nudeltopf gekocht. Der Wecker zeigt 20 Uhr. Nach dem Tee halte ich einen zweiten für ratsam, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken, döse aber immer wieder weg.

Muss wohl doch länger gedauert haben, als ich doch endlich nochmal Wasser hole, Tee koche und lese, bis das Licht nicht mehr ausreicht, ist es plötzlich 0:30. Schlafen!

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