Freitag, 27. Juli 2005


Stehe um 6 auf, verpasse den Bus um 7:30 Uhr zum BSÍ-Terminal aber knapp und fahre darum mit der Linie 14. Schicke ein Futterpäckchen nach Landmannalaugar voraus.

Überraschung beim Ticketkauf. Der nächste Bus steht nicht auf meinem Fahrplan, fährt aber schon in zwei Minuten. Also schnell! Kein Platz mehr für den Rucksack, darum bei der hinteren Tür verstaut.

In der Tankstelle am Geysir fülle ich die Wasserflasche, kaufe noch zwei Sandwiches, trinke Kaffee und dann geht's los. Am Nebentisch ein älteres Ehepaar, das sich auf Platt unterhält.

Hinsichtlich des Wetters hat sich die Vorhersage nicht bewahrheitet - zum Glück. Es ist mild, leichter bis gar kein Wind, fast geschlossene Wolkendecke. Bei solchem Wetter habe ich immer das Gefühl, es sei 4 Uhr nachmittags. Den ganzen Tag.

Die Hvitá-Brücke ist erst zu sehen, wenn man fast davor steht. Kein Caņon wie am Gullfoss. Habe von der Landschaftsform her etwas anderes erwartet als diese unspektakuläre Senke und mich daher die ganze Zeit gefragt, wo die Brücke bleiben würde. Die Hvitá ist an dieser Stelle nur wenige Meter breit. Rechts gleich hinter der Brücke ein weißes Kreuz neben der Straße.

Ich raste zwischen Zwergbirken und -weiden auf Heidekrautpolstern, esse zwei Riegel Schokolade, höre den Fluß zwar nur (wäre noch idyllischer, ihn auch zu sehen), aber es ist so ausgesprochen angenehm hier. Der Duft der Zwergbirken!

Als ich von einem kurzen Gang zum Fluß zurückkomme, sind die parkenden Autos verschwunden. Kuschle mich noch ein wenig in den herrlich warmen Bewuchs. Ab und zu dringt ein Rattern herüber, wenn ein Auto über das Schafrost vor der Brücke fährt.

Die Straße macht eine Kurve und ich biege auf die Piste zum Hof Tungufell ab. Die Piste verläuft dicht unterhalb des Hofes und führt dann einen Hügel hinauf, bevor sie ins Tungufellsdalur abbiegt. Inzwischen bin ich ziemlich am Ende. Erschöpft und völlig verspannte Schultern, also mehr als bereit für einen Platz zum Übernachten. Durch das Tal windet sich ein Fluß mit teilweise grasbewachsenen Ufern, der gegenüberliegende Hang des Tales ist bewaldet. Ich überlege, den Fluß zu durchqueren und mir drüben eine schöne Stelle mit Bach und Bäumen zu suchen. Aber hier ist das Tal noch relativ breit, d.h. weit querfeldeinlaufen. Weiter voraus scheint es schmaler zu werden. Auch auf meiner Seite tauchen kleinere Birken und Buschwerk auf, aber kein Bach, und ich würde ungern bis zum Fluß runterlaufen müssen. Doch dann entspringen gleich neben der Piste einige kleine Bäche, ich schlage mich auf der gegenüberliegenden Seite in die Büsche, ein Stück den Hang hoch. Es duftet wieder nach Birken. Gras und Heide als Untergrund zwischen den Büschen. Bald ist eine leidlich ebene Stelle mit Blick ins Tal gefunden.

Hole Wasser, entdecke auf dem Rückweg einige Blaubeeren und sammle für`s Frühstücksmüsli. Habe den Wassersack wohl nicht ordentlich verschraubt. Jedenfalls ist er fast leer, als ich mir nach dem Essen einen Tee kochen will. Nutze den zweiten Gang zum Bach als Gelegenheit, einige Aufnahmen mit dem mp3-Player zu machen. Bei der ersten mischt sich sogar noch ein Brachvogel ins Bachgeglucker ein, der mich kommentierend umkreist. Bin so müde, daß ich mich mit dem Schlafsack nur zudecke, um ein wenig zu ruhen. Als ich wieder aufwache, ist es dunkel. Ich ziehe Hose und Fleeceshirt aus, weil ich unter dem Schlafsack schwitze, decke mich zu und gebe mich wieder den Träumen hin.

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