Sonntag, 29. Juli 2005


Schlecht geschlafen, weil der am Abend einsetzende Wind (nicht stark) die Nacht hindurch anhielt und mir die Zeltwand in unregelmäßigen Abständen gegen den Kopf flappte. Um 6 aufgestanden, Aufbruch 8:30. Nach ca. 500 m auf der Piste komme ich an einen Bach mit schütterer Begrünung, besserer Windschutz als am See, bachabwärts verfallene Schäferhütte. Vielleicht war das die Heišará?

An der Leirá kommt dann die erste Furt (25-30 cm). Ich verpflastere die Blasen an meinem Fuß und ziehe dann eine Plastiktüte darüber. Das ist im Wasser spürbar wärmer als ohne.

Danach entfernt sich die Piste in großem Bogen von den Masten, umrundet eine Schlucht der Stóra Laxá. Dabei ist ein Berg zu erklimmen. Die Mühe wird durch die Aussicht auf eine Stromschnelle der Stóra Laxá und auf die Hütte (Helgaskáli) belohnt.

Ich lege eine Rast in der Hütte ein. Koche Tee und trage mich ins Gästebuch ein. Dort haben sich vorwiegend isländische Reitergruppen verewigt, neben einem Paar aus Österreich, dessen Leihwagen hinter der Furt im Sand steckengeblieben war.

Vor der Ankunft in der Hütte hat eiskalter Nieselregen und Wind eingesetzt. Frage mich, ob ich die Stóra Laxá wirklich dreimal furten muß. Heißt es nicht im Buddhismus, man könne den selben Fluß nicht zweimal durchqueren? Als nüchterner Europäer frage ich: Hey, wozu auch?

Mit der Stóra Laxá habe ich doppeltes Glück. Die Piste vermeidet die beiden ersten Furten, verläuft nördlich davon, und die Furt ist dann nicht tiefer als die der Leirá. Dazwischen die Sęrnigsdalskvisl habe ich durchpatscht, d.h. schnell gelaufen und auf Wasserverdrängung und Stiefel gesetzt. Beim Schuhwechsel nach der Stóra Laxá tauchen dann 12 Reiter mit der doppelten Anzahl Pferde aus Richtung Osten auf. Sitzend scheinen mich Pferde nicht als Bedrohung wahrzunehmen. Oder liegt es daran, daß ich barfuß bin? Ich nicke dem ersten Reiter zu, er sieht mich an, reagiert aber nicht. Dei Reiter blicken nur auf mich herab. Ob die Höhendifferenz automatisch ein Überlegenheitsgefühl erzeugt?... oder bei mir den Eindruck, als würden die Blicke sagen: „er, der er dort im Moose hockt, unbeschuht..." Doch dann kommt einer, der wie ein pensionierter Oberstudienrat mit Backenbart aussieht, man sieht ihm richtig die Freude an, sich einen Jugendtraum erfüllt zu haben, ganz aufmerksam, alles richtig zu machen, strahlend von Zufriedenheit... kann man da böse sein.

Die Stromleitung geht unbeeindruckt gerade über die Schlucht der Svartá hinweg, die Furt liegt hingegen unterhalb am Ausgang der Schlucht und erfordert einen Umweg von 1,5 km. Überquere die Svartá über einige Trittsteine und mache mich dann wieder an den Anstieg. Es geht lange bergauf, doch wird die Mühe mit einer tollen Aussicht nach Osten belohnt. Allerdings stehen überall Baufahrzeuge im Gelände, in Wochenendstarre verfallen, und neben der Piste wirkt das Land ziemlich umgeackert. Daran, daß neben fast jedem Mast ein neuer am Boden liegt, habe ich mich fast schon gewöhnt (Plus stabile Holzkisten mit Bauteilen, riesigen Glasisolatoren).

Kurz hinter der höchsten Stelle lege ich eine Pause ein. Ein Geländewagen hält. Gošan dagin - Gošan dagin, der Fahrer sieht auf das "Iceland" auf meiner Kappe, fragt dann aber trotzdem "Allt í lagi"?. Das habe ich verstanden. "Yes, everything's o.k.". "Everything's o.k." lacht auch er, "just taking your turn". Ich bedanke mich, daß er nachgefragt hat. Bless-bless! und weg ist er.

Der Nieselregen wird zur Dauerbegleitung. Vielleicht streife ich aber auch nur den unteren Rand der tiefhängenden Wolken. Eigentlich wollte ich bis zur Furt der Fossá laufen, weiß aber nicht, wie es dort um Windschutz bestellt ist. Ich kann den Fluß von hier aus schon teilweise sehen. Die Landschaft sieht dort ziemlich offen aus. Unterhalb der Straße blinkt neben einem Hügel ein Bachlauf. Ich werde mir das mal ansehen. Stellt sich als eine Vielzahl von Quellbächen heraus, moosgesäumte Ufer, mit großen Steinbrocken durchsetzten Grasflächen, Windschutz durch den Hang, aus dem das Wasser quillt. Ideal! Besser könnt's gar nicht sein.

Baue mein Zelt auf. Es ist kurz nach 18 Uhr. Der Kocher bringt keine volle Leistung. Ich zerlege ihn und versuche, die Düse mit einem Haar des Rasierpinsels zu reinigen. In der Bedienungsanleitung heißt es, man soll den Kocher mit dem vom Hersteller zu beziehenden Spezialwerkzeug zerlegen und durch die Düse pusten. Auf keinen Fall möge man mit spitzen Gegenständen darin herumprökeln. Aber das Spezialwerkzeug ist noch immer beim Hersteller und ein Dachshaar zähle ich nicht wirklich zu den spitzen Gegenständen (Messer, Gabel, Schere...).

1. Tag
1. Tag
2. Tag
2. Tag
3. Tag3. Tag
4. Tag
4. Tag
5. Tag
5. Tag
6. Tag
6. Tag
7. Tag
7. Tag
8. Tag
8. Tag