Dienstag, 31. Juli 2005


Der Wecker, der gestern abend nochmal aufhörte zu blinken, ist in der Nacht wieder ausgefallen. Um 7 aufgestanden. Nur teilweise bewölkt, dazwischen richtig blauer Himmel. Ab und zu sogar Sonnenschein. Mache nach dem Frühstück einen kurzen Spaziergang in die Hügel hinter dem Platz. Eine sehr schöne Gegend, in der der Hof Stöng lag. Sehe von oben auch die Wasserfälle der Gjáin. Auf dem Rückweg entdecke ich Blaubeersträucher, die sich ganz flach an den Boden pressen. Sie haben mehr Früchte als Blätter. Dicht an dicht sitzen die Beeren. Hier oben sind sie stärker dem Wind ausgesetzt, aber eben auch der Sonne (Südlage).

Ich spanne zwischen den Wanderstöcken eine Leine und hänge Wäsche zum Trocknen auf. Überlege, hier einen Ruhetag einzulegen. Die Sonne verschwindet immer wieder hinter den Wolken. Regenjacke und Rucksacküberzug sind bald trocken, aber Socken (schnitze mir Wäscheklammern), Kappe und Schuhe noch lange nicht. Sehe mir die Rekonstruktionen von Stöng an. Ein Schweizer beschwert sich beim Rausgehen, daß die Infotafeln nur "in Ausländisch" sind, und sagt zu mir, als ich ihm die Tür aufhalte "merci!" Ein relativ großes Gebäude über den Ausgrabungen des Grundrisses. Die Torfmauern sind neu errichtet.

Die Hosenbeine meiner Wanderhose sind inzwischen trocken. Ich beschließe, mir in Ruhe die Schlucht (Gjáin) anzusehen und heute noch hier zu bleiben. Die Wanderstiefel trocknen wohl am ehesten an meinen Füßen. Ziehe mir aber trockene Socken an.

Ich gehe am rechten Ufer flußaufwärts. An einer Stelle treten die Felsen so nah ans Wasser heran, daß ich ein Stück zurück, hinauf und weiter oben gehen muß. Eine Fülle isländischer Pflanzen, viele blühend, diesen Duft verbreitend, der mich an meine erste Islandreise erinnert... ich bin begeistert! Als ich Gjáin schon sehen kann, kommt wieder eine Stelle, kurz hinter einem Wasserfall, wo direkt am Ufer kein Weiterkommen ist. Klettere hinauf und komme am Parkplatz heraus. Von hier führen steinerne Stufen in die Schlucht hinab. Eine Welt für sich. Traumhaft schön. Rings umgeben von Felswänden. Zwei Flüsse stürzen als Wasserfälle hinab und fließen hier zusammen. Überall entspringen Bäche und Rinnsale, Angelicastauden wachsen zwischen Lavahöhlen und -bögen, Birken, Gras, blühende Blumen. Wasser gurgelt um und über moosbewachsene Steine. Ich verschieße einen halben Film, nehme den Gesang eines Vogels auf und lege mich ins Gras unter eine Birke. Döse ein wenig, bis am anderen Ufer eine Gruppe auftaucht und in den Grotten herumklettert.

Auf dem Rückweg entdecke ich einen Wasserfall, der sein Wasser anscheinend auf zwei Ebenen erhält. Das Bachbett, das an die Felskante führt, ist ausgetrocknet. Ich sah jedoch vorhin von unten den Wasserfall, klettere neben ihm hinab und sehe, daß er sein Wasser aus einer Höhle nur einen Meter unterhalb des Bachbettes bezieht.

Zurück im Zelt mache ich mir einen Tee und lese ein wenig in "Life of Pi". Meine Nachbarn sind abgefahren. Habe vorhin auf der anderen Flußseite eine ebene, grasbewachsene Stelle, umgeben von Birken und nah am Wasser, entdeckt. Überlege umzuziehen. Allerdings habe ich dort nicht den Blick auf die Berge. Dann beginnt es zu regnen, bis nach 20 Uhr, was mich der Entscheidung enthebt. Mit dem Regen wird es kalt. Werde von Müdigkeit übermannt. Dabei habe ich in der Nacht schon fast 9 Std. geschlafen.

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