Mittwoch, 1. August 2005


Und in der Hosentasche drückt noch die Sonnencreme

Kurz vor 6 aufgewacht. Wecker blinkt mal wieder. Gefrühstückt und gelesen. Wolken lösen sich mehr und mehr auf und es wird richtig warm. Ich lege einige Ausrüstungsgegenstände vor dem Packen zum Trocknen aufs Gras. Komme mit meinen Nachbarn, einem Paar aus Leipzig, ins Gespräch. Sie sind gestern mit Auto und Zelt angekommen. Bieten mir ihre Primus-Kartusche an. Wäre für mich aber nur nutzloser Ballast. Gebe ihnen den Tip mit dem Campingplatz in Reykjavík. Dort könnten sie die Kartusche lassen, damit andere davon profitieren. Sie berichten von einer Wanderin an der Askja, die bis Landmannalaugar laufen wollte - "das sind doch wahrscheinlich an die 100 km?".

Aufbruch gegen 9:30. Komme trotz Sonne gut voran. Verteilte Haufenwölken ziehen über den Himmel. Ohne Pause bringt mich der erste Schwung die 7 km bis zum Kraftwerk. Begeistert von meinem Tempo und meiner Energie lege ich mich um 11:30 erstmal mit Blick auf Hekla in die Sonne; Blaubeeren und Zwergenzian um mich rum. Mache ein Foto von mir, blaubeerennaschend, während der Vulkan zusieht. Wundere mich über den hellen Schleier vor der Hekla, bis mir aufgeht, daß es dort regnen muß.

Nach der Brücke über die Þjórsá, die ordentlich Wasser führt, zieht die asphaltierte Straße immer weiter nach Norden rüber. Ich peile meine Richtung und stratze querwüstein los. Im T-shirt. Räumlich begrenzte Schauer vor der Hekla und an zwei anderen Stellen. Nach der Überquerung der Piste gerate ich dann aber auch in einen, der den ganzen Tag nicht mehr aufhört, während über Stöng weiterhin blauer Himmel leuchtet.

Zuletzt laufe ich durch eine Fläche mit Strandhafer. Der macht hier das, was er auch am Strand macht: er wischt mit den Spitzen seiner Blätter Kreise in den Untergrund. Áfangagil ist um 90° gegen meine Erwartung verdreht, stimmt nicht mit dem Kartenbild überein, bis ich erkenne, daß sich die Hütte nicht an der Stelle befindet, wo der Name der Schlucht eingezeichnet ist. Man kann das Tal jedenfalls vom Kraftwerk aus sehen.

Ankunft 15:15, natürlich bei Regen. Es gibt drei Hütten, gruppiert im alten Stil, mit den Längsseiten aneinandergedrängt, einen Info-Bauwagen mit Aufschrift "www.afangagil.info" und eine Toiletten- und Waschkombi.

Kein Mensch da. Nur ich, ein paar Schafe und der Regen. Ab und zu ein ferner Donner. Die Hütten gefallen mir, mit ihren bewucherten Stein- und Sodenwänden, den roten Giebeldreiecken vor den begrünten Hängen, deren schwarzer Untergrund hier und da sichtbar ist, besonders natürlich bei der Schlucht. Eine Hütte ist offen. Versuche, das Regenende abzuwarten, gebe aber nach einer halben Stunde auf und finde mich mit einem nassen Innenzelt ab. Jetzt, gegen 22 Uhr wird das Geprassel auf dem Zelt leiser.

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