Montag, 30. Juli 2005


Nach dem Wecken um 6 geht der Wecker in den mir schon bekannten Blinkzustand über. 6:00 - dunkel - 6:00 - dunkel... gar nicht gut.

Wahrscheinlich gegen 9 breche ich auf. Entdecke Fußabdrücke und Spuren von Wanderstöcken auf der Piste. Muß nicht lange laufen, bis ich an der Furt über die Fossá eintreffe. Keine Markierungen für die Durchfahrt, wie von Dieter beschrieben. Klärt sich jedoch bald auf, denn die Koordinaten stimmen absolut nicht mit seinen überein. Offenbar wurde der Pistenverlauf verändert. Keine Zeltmöglichkeit. Gut, daß ich gestern nicht bis hier durchgewandert bin.

Als ich mir gerade einen Platz zum Schuhewechseln suchen will, erscheint am jenseitigen Ufer jemand mit rotem Regenschutz über dem Rucksack. Ich setze mich und versuche auszumachen, wer von uns wohl zuerst in die Furt stiefelt. Ein Gespräch in Flußmitte würde wohl sehr kurz ausfallen. Die Frage klärt sich, als der Wanderer abdreht und auf der Piste weitergeht. Was war das denn? Hat er dort drüben gezeltet? Waren die Spuren von gestern abend? Hat er mich nicht gesehen?

Die Furt ist nicht sehr tief, aber breit. Setze mich zum Schuhewechseln auf eine der Holzkisten für die Bauteile der Masten. Hat das der Wanderer vielleicht auch getan? Dann haben wir uns wirklich nur kurz verpaßt.

In der Ferne kann ich schon sehen, wie die Oberfläche der Fossá plötzlich abzubrechen scheint. Das muß der Wasserfall sein. Kann nur hoffen, mich nicht auf der falschen Seite für den Blick auf den Wasserfall zu befinden. Zuerst komme ich an die alte Furt. Oberhalb einige Katarakte. Hier hat der Fluß kein Kiesbett, sondern fließt über Felsen. Ein brauchbarer Zeltplatz scheint auf der anderen Seite zu sein. Ich folge ihm querfeldein und stehe bald tatsächlich am steil abfallenden Beginn des Fossárdalur. Kurz vorher teilt sich die Fossá in zwei Arme, die die Wasserfälle Háifoss und Granni bilden, die hier in die schwindelerregende Tiefe hinabstürzen.

Teilweise bilden Basaltsäulen die Wände und moosbedeckten Zinnen. Habe von dieser Seite gute Sicht auf die Wasserfälle. Gehe noch einige hundert Meter weiter und gelange zu einem sauber angelegtem Weg zu den zwei Aussichtspunkten. Regen setzt ein. Es ist so dunkel, daß ich die letzten Bilder mit einer Dreißigstel machen muß. Oh-oh!

Folge dem Weg zum Parkplatz und weiter zum Línuvegur. Auf diesem gehe ich nicht bis zur Brücke, sondern biege nach rechts auf Piste durch die Berge nach Holurskógar ab. Windgepeitschter eiskalter Nieselregen setzt ein und überzeugt mich, besser die Regenjacke anzuziehen. An einer Hütte stelle ich mich kurz im Wind- und Regenschatten unter. Dann weiter auf der Piste Richtung Þjorsá, bis zum Wegweiser "Stöng/Gjáin - Háifoss". Der Weg ist anfangs etwas langweilig, offenbart dann aber eine schöne Aussichten, als er sich ins Tal hinabsenkt. Ein Tor versperrt die Piste, danach noch gut 1,5 km bis zum Zeltplatz.

Auf der linken Seite der Piste, direkt vor der Furt; ist ein großzügiger Rasenplatz mit Bäumen und Büschen, der offenbar häufiger zum Zelten genutzt wird. Ein isländischer Wohnwagen ist auch schon da. Als ich das Zelt aufbaue, beginnt es noch mal in Strömen zu regnen, so daß das Innenzelt auch richtig naß wird. Kaum steht das Zelt, ist es auch mit dem Regen wieder vorbei. Ich beginne daran zu zweifeln, daß Regen und Wind ein meteorologisches Phänomen sind. Da macht sich doch irgendwer einen Spaß! Jedenfalls in Island.

Mein Zeltplatz ist gut vor Wind geschützt, und offenbar auch vor Blicken, wie ein Gang um den großen Weidenbusch neben meinem Zelt zeigt. Auf allen anderen Seiten ist der Rasen geschmückt mit rosa Toilettenpapier, ordentlich mit großen Steinen beschwert. Meine Platzwahl scheint ein Griff ins Klo gewesen zu sein. Aber alle anderen Stellen sind noch öffentlicher. Kurzes Gespräch mit meinem Nachbarn, ob es o.k. ist, hier einfach zu zelten. Später stellen noch einige Niederländer auf der anderen Seite der Piste Kleinbus und Zelt auf. Abendessen: Taschenfisch in 1/2 l Wasser aufgekocht, Kartoffelpü-Flocken hinzugefügt, Butter und gesammelten Thymian. Lecker! Fisch noch bißfest. Nicht schlecht!

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