Dienstag, 23. Juli 2002


Heute habe ich den Wecker erst um 8:00 Uhr klingeln lassen. Bis zur Abzweigung, an der mich der Bus vor einer Woche abgesetzt hatte, kann es nicht mehr so weit sein und schließlich würde der Bus der Askja-Tours ja erst zwischen 12 und 13 Uhr eintreffen. Auf dem Weg fängt es mehrmals an zu regnen. Das erste Tröpfeln ignoriere ich. Erfolgreich - es hörte wieder auf. Das zweite ist schon heftiger. Ich drehe den Rucksack gegen den Wind und wartete ab - es hört wieder auf. Doch beim dritten Mal dauert das Warten ziemlich lange, so daß ich doch, ein Kunststück, ohne den Rucksack abzusetzen, denn er mußte mich ja vor dem Regen schützen, die Jacke von der Isorolle schnalle, den Arm aus einem Gurt ziehe, in den Jackenärmel maneuvriere, zurück in den Gurt, die Jacke hinter dem Rücken herumziehe und das Prozedere auf der anderen Seite wiederhole. Als ich mich dann wieder auf den Weg mache, hört es natürlich auch bald auf zu regnen.

An der Abzweigung fotografiere ich zum Zeitvertreib den Wegweiser (noch 13 km bis Dreki), setze den Rucksack ab, mich auf einen Stein und warte. Vier Motorräder, eines mit Beiwagen, fünf Geländewagen und einen Radler später kommt auch schon der Bus... und es ist sicher noch nicht 12:00 Uhr. Ich strecke die Hand aus. Aber er wird nicht langsamer, fährt an mir vorbei - und hält dann doch. Die Treppe senkte sich, die Tür geht auf und herab stieg eine junge Isländerin mit braunen Augen, braunem Haar und Sommersprossen (vielen).

"Do you have a seat for one more passenger to Dreki and back to Mývatn?" Sie meint, den hätte sie wohl und öffnet die hintere Gepäckklappe, während ich meinen Rucksack vom Wegweiser hole. Sie fragt, woher ich käme und ich sage, von den Kverkfjöll. "Walking?" - "Walking".

An der Hütte steige ich aus, verabrede, daß ich dann um ca. 15:00 Uhr abgeholt würde, bzw. dann würde noch eine Wanderung in die Drekagil anstehen. Rucksack, Kappe, Stöcke und - leider - die Camera bleiben im Bus. Bei den Wardens melde ich mich an. Sie haben noch keine Nachricht von Sigurðarskáli erhalten, versprechen aber, dort anzurufen und meine Ankunft mitzuteilen. Bei der Nennung meines Namens fällt der einen auch mein "Backpack" ein. Es lagert im neuen Gebäude, erst letzten August fertiggestellt, in dem es auch Toiletten und Duschen gibt. "A slot, a pallace!" meint die Warden.

Ich setze mich in die Hütte und esse bei der Durchsicht der Fahrpläne nach Landmannalaugar und von Reykjalið nach Skútustaðir etwas Schokolade. Dann wandere ich in die Schlucht, sehe hoch über mir den Drachen, der seinen Schlangenhals nach oben reckt und die Wolken anbrüllt, sehe den Wasserfall und bedauere, die Camera im Bus gelassen zu haben. Später warte ich auf den Bus und überlege, noch eine Nacht hier zu bleiben (da es ja auch hier eine Dusche gibt - warum zum Mývatn?). Ein Isländer spricht mich an, der mich in den letzten Tagen an der Piste gesehen hat. Als der Bus endlich kommt, hole ich meine Sachen heraus, vom Sitz und aus dem Packraum und bespreche, morgen mitgenommen zu werden; was mir nicht zugesagt werden kann, aber für wahrscheinlich gehalten wird.

Der Zeltplatz bietet keinerlei Windschutz. Und es weht tüchtig. Ich ärgere mich wieder, daß die Bodenwanne des Zeltes, anders als bei dem Vorgängermodell, nicht mehr über Ösen für die Heringe verfügt. Bleibt nur die Hoffnung, daß der Wind wie bisher am Abend abflaut (vielleicht hat er Angst im Dunkeln oder befürchtet, sich irgendwo den Kopf anzustoßen). Aber bei dem ganzen Bims hier sollte es wenigstens von Unten warm sein.

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