Sonntag, 21. Juli 2002


Am Morgen ist der Fluß deutlich klarer und führt weniger Wasser. Zuerst habe ich überlegt, einige Kilometer Richtung Norden an ihm entlangzugehen und darum kein Wasser abgefüllt, doch da ich laut Karte an einem bestimmten Berg entlang muß, der weiter östlich liegt, muß ich ihn dann doch queren, was mir etwas unterhalb des Zeltplatzes auch trockenen Fußes gelingt, da er sich dort in zahlreiche Arme aufteilt. Bevor ich auf den Bergkegel zugehe, tanke ich natürlich noch Wasser auf. Von einem Sattel an der Ostseite des Berges ergibt sich eine grandiose Aussicht: Nach Norden bis Hvannalindir, nach Nordosten auf das Lavafeld Lindahraun, die Kreppa, dahinter die Gletscher und den Snæfell.

Von hier geht es wieder abwärts. Ich gehe ein Stück zurück und mache mich vor dem Berg nach Osten an den Abstieg. Puh! Verdammt steile Geschichte. Zum Glück ist der Untergrund sehr weich, so daß ich die Hacken tief eindrücken kann. Während des Abstiegs beginnt es auch noch zu regnen. Unten angekommen umrunde ich die erste Hügelkette mit Nord-Süd-Verlauf und biege dann in eine Schlucht zwischen ihr und dem nächsten Berg ein, Richtung Norden.

Später verlasse ich die Schlucht nach Osten über einen trockenen Bachlauf und gelange auf eine weite Kiesebene, die sich nach Osten in ein zerklüftetes Lavafeld absenkt und im Westen von einer Hügelkette begrenzt wird. Ich wandere nach Norden an den Hügeln entlang, bis das Lavafeld bis an die Hügel herantritt. Anfänglich ist die Grenzlinie noch gut begehbar, was sich aber bald ändert. Darum nutze ich eine schmale Stelle, um das Lavafeld zu überqueren. Doch diese und die folgenden Kieshügel scheinen nur Inseln in der Lindahraun zu sein. Ich versuche, von einer zur anderen zu gelangen, ohne von der Nordrichtung abzukommen. Der Regen wird heftiger, überhängende Lavablöcke sind nicht zu finden (später schon). Irgendwann lehne ich mich einfach an einen Felsen und futtere 2/3 der letzten Tafel Schokolade. Offenbar ist die Regenjacke ganz und gar nicht wasserdicht. Scheiß Sympatex! Ich friere und bin naß. Gehe weiter auf dem nächsten Kieshügel und sehe beim Erklimmen des Gipfels plötzlich hinter der schwarzen Lava etwas leuchtend Grünes und, als ich noch höher komme, davor auch den ersten See. Ich bin genau darauf zugelaufen.

Es ist der Langtjörn. Aus Osten ist das Dröhnen der Kreppa zu hören. In der Lava zwischen Langtjörn und den Lindaáquellen soll ein Track verlaufen, jedenfalls nach der Karte des Náttúruvernd rískins. Tut er aber nicht. Die Lava ist sehr rauh und das Quellgebiet sehr schön. Quellmoos und bodendeckende Weiden sind überall am Ufer. Das Wasser quillt einfach unter der Lava hervor, es gluckert von hier und da, Rinnsale treten aus, fließen zusammen, bilden einen Bach, der sich windet, stellenweise weitet... Wenn ich hier gezeltet hätte, keiner hätte mich gefunden. Wie denn auch, Autos kommen ja nicht her.

Ich laufe quer durchs Lavafeld, grob in Richtung Paß, und komme beim Krikatjörn heraus. Auch wieder mit grünen Quellmoospolstern gesäumt und inmitten der Geröll-Landschaft. Ich biege nach Westen ab, im rechten Winkel zur bisherigen Richtung und treffe tatsächlich bald auf einen Track, sogar mit einem Pfosten. Als ich prüfen will, bei welchen Koordinaten ich auf die Hauptpiste treffe, ist es für das GPS endgültig vorbei. Ich muß vom See aber ziemlich genau waagerecht gegangen sein. Ich übernachte wieder auf dem Paß, an der gleichen Stelle wie vor 2 Tagen.

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