Sonntag, 1. August 2004


Es war eine gute Entscheidung, direkt nach der Überquerung des Háumýrakvisl das Zelt aufzuschlagen. Was danach kommt, bietet entweder keinen Schutz vor dem Wind oder kein Wasser. Ich komme an einem Staudamm vorbei, der über das Tal der Þjórsá verläuft. Die Piste überquert einen von links kommenden Kanal auf einer Brücke.

Der Wind bläst heute mit Sturmstärke aus Richtung Vatna Jökull, also seitlich von links. Das Gehen ist sehr mühsam. Nachdem ich schon fast meine ersten 10km voll habe, stoße ich auf ein Schild: z (Sehenswürdigkeitenschnörkel) Eyvindarkofi 5 km. Ich entschließe mich zu einem Besuch bei dieser Unterkunft von Fjalla-Eyvindur, verlasse die Piste nach Westen und schon hört der Sturm auf. Ich kann sogar die Kapuze abnehmen (hatte vorher von hinten kommende Autos nicht gehört, weil das Rauschen des Sturms um die Kapuze sie übertönt hatte). Jetzt bin ich im Windschatten der Hügel, auf denen die Piste verläuft. Nach etwa 1,5 km ein zweites Schild, das behauptet, Eyvindarkofi wäre nur noch 1 km entfernt. Ging ja fix! Ist aber gelogen. Bald darauf setzt der Sturm wieder ein, so daß der Besuch bei Fjalla Eyvindur nicht wirklich Spaß macht. Ich sitze im Windschatten einer Steinpyramide, kaue langsam einen Riegel Schokolade und blicke über die Grundmauern der Behausung. Sogar eine sauber gezimmerte Aussichtsplattform gibt es hier. Auf einem Schild wird erklärt:

Unter jenen Gesetzlosen Islands, über die zuverlässige Quellen vorliegen, ist Fjall-Eyvindur ohne Zweifel der bekannteste. Neben vielen dichterischen Werken liegen über das Leben von Eyvindur und seiner Gefährtin Halla unzählige mündliche Überlieferungen vor. Die Annalen geben folgende Auskünfte: Eyvindur wurde 1714 geboren und 1746 steckbrieflich gesucht. 1760 Lebte er mit Halla in den Westfjorden. Danach zogen sie als Vogelfreie ins Hochland, wurden zwei Mal festgenommen und konnten jedes Mal entfliehen. An dieser Stelle lebten sie einige Jahre, ehe sie etwas weiter nördlich, im Jahre 1772 endgültig festgenommen werden konnten. Untersuchungen von Eyvindarkofi ergaben, daß es sich um eine Niederlassung mit 4-5 Räumen handelt. Verborgen unter Steinplatten rann Quellwasser unter der Hütte hindurch.

Eyvindurs Haus

Bei dem Versuch, in gerader Linie wieder zur Piste zu gelangen, stoße ich auf den Eyvindarkvisl. Ein tiefer, langsamer Fluß mit matschigen Ufern. Ich gehe an ihm zurück, immer weiter, Regen setzt ein. Als ich endlich den letzten Arm auf Steinen zu überqueren versuche, rutsche ich von einem der Steine ab. Mit nassen Socken gönne ich mir eine Pause im Windschatten des Bachbettes. Von den 5 km, die ich auf dem Weg zu seiner Behausung gelaufen bin, muß ich die Hälfte wieder zurückgehen. Auf der Piste bläst noch immer der Sturm.

Nach einer tollen Aussicht von einem Hügel, über den die Piste führt, biegt sie in einem weiten Bogen nach links ab. An ihrer tiefsten Stelle schwenke ich in ein kleines Tal, das weitgehend im Windschatten liegt und baue das Zelt auf schwarzem Sand in Bachnähe auf. Merkwürdig, welche unerwarteten Sensationen mir mein Körper doch noch verschaffen kann. Den ganzen Tag schon habe ich gelegentlich Schmerzen ganz oben an der Innenseite der Oberschenkel.

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