Freitag, 12. August 2005


Um 6 aufgestanden und geduscht. Nach dem Frühstück die Schuhe, die endlich trocken waren, neu eingefettet und los.

Auf dem Weg treffe ich zwei nette Holländerinnen (von Landmannalaugar kommend, heute jedoch von Langidalur), die mich warnen, falls ich es nicht wüßte, es gäbe eine Brücke über die Krossá. Eben hat jemand zu furten versucht. - Ja, ginge denn das - Nö, er wäre ja auch gescheitert. Und die Ūröngá ist gar nicht so tief, bis zu den Knien - ihre, nicht meine.

Nach der Krossá-Brücke, auf dem Waldweg nach Langidalur, kommt die Sonne raus. Dort angekommen lege ich mich erstmal ins Gras, vorsorglich ausruhen, falls es später nicht mehr gehen sollte.

Langidalur ist ein lieblicher Platz: Bäume, Büsche, Blumenwiesen, Bachgemurmel. Wenn ich wieder nach Island komme, dann unbedingt hierher.

Danach geht's noch ein wenig durch den Wald und dann zeigt das Schild "Landmannalaugar 50 km" gnadenlos bergauf. Die Aussicht lohnt sich aber allemal. Später geht es wieder bergab, durch den Wald zur Ūröngá. Kurz vorher kommt Wind auf. Die Sonne bleibt aber.

Ich furte an einer Stelle mit vielen Armen und Kiesbänken. Dadurch wird das Wasser zwar nicht wärmer, aber ich muß immer nur kurz rein und die tiefste Stelle ist ca. 25 cm. Als ich über den Kies zum grasbewachsenen Ufer gehe, um die Schuhe zu wechseln, fragt mich eine Gruppe ItalienerInnen mit Gesten und Mimik, wie tief es ist. Ich zeige es ihnen, deute auf die flache Stelle (zudem haben sie mich beim Furten beobachtet). Am Ufer machen sich gerade zwei Belgier zum weitergehen bereit. Sie wollen in zwei Tagen in Landmannalaugar sein. Ich übernehme ihren Rasenplatz und heble mir aus lauter Tollpatschigkeit das untere Ende des Ruchsackrahmens über den linken großen Zeh, so daß das Nagelbett schmerzhaft zurückgeschoben wird. Brachialpediküre, nicht zu empfehlen. Socke drüber, ab in den Schuh, ruckedigu!

Inzwischen hat die italienische Gruppe unter viel Hallo Hosen, Schuhe und Strümpfe ausgezogen und ist an der tiefsten Stelle durch den Fluß gewatet. Habe ich meine Gebärden denn so genuschelt?

Der Laugarvegur ist wirklich eine Rennstrecke. Nach der Furt kommen mir noch gut 20 Leute entgegen. Kein Wunder, daß der Gruß bei einigen schon etwas muffig ausfällt. Nach der Furt geht's natürlich erstmal wieder steil bergauf (Aussicht!) und dann hinab zur Brücke über die Schlucht der Ljósá. Auf der Brücke steht man inmitten der Birken, die sich an den Schluchtwänden festkrallen und ihrer Wipfel gerade so über den Schluchtrand erheben. Bevor man zur Brücke kommt, geht es durch ein Feld blühender Heide. Eine sehr schöne Stelle hier. Flußabwärts biegt die Schlucht bald zur Seite ab. In ihrer Verlängerung glattgeschliffener schwarzer Felsen, organische Formen, Wellen und Bögen. Und eine mit klarem Wasser gefüllte Wanne. Wenn die Sonne kräftig scheint, dürfte es sich durch den schwarzen Fels zu Badetemperatur aufheizen.

Es geht weiter, relativ eben, und wird sandiger. Links ist immer wieder die Caņonwand des Markarfljót zu sehen. Ich weiß nicht warum, aber ich bin ziemlich ausgepumpt. Der zunehmende Wind macht mir ebenfalls Sorgen. In zwei Wanderführern heißt es relativ gleichlautend, daß bei den Hütten von Emstrur früher einmal ein hervorragender Zeltplatz gewesen sein soll, dessen Vegetation aber sehr gelitten habe. Wer sich umweltschonend verhalten will - so wird dort ausdrücklich empfohlen - sollte sich südlich der Fremri-Emstruá einen Lagerplatz suchen. Ich habe natürlich wenig Lust, auf kahlem Untergrund zu übernachten, wenn es woanders einen Bach mit Uferbegrünung gibt. Die beiden Holländerinnen hatten mir allerdings versichert, daß der Untergrund bei Emstrur gut ist. Ich habe mich noch nicht entschieden, wo ich heute übernachten werde. Die heutige Tour zehrt allerdings enorm an meinen Kräften. Immer wieder geht es steil bergauf und bergab.

Als es wieder mal steil hinab geht und ein Bach durchquert werden muß, folge ich dem Bachlauf und finde eine geeignete Stelle, windgeschützt und eben; vom Weg her auch nicht einsehbar. Hier bleibe ich. Wahrscheinlich ist es erst die Slyppugil und ich habe heute gerade mal 11 km geschafft (lt. GPS). Aber Sorgen mache ich mir erst, wenn ich morgen die 15 km bis Hvanngil nicht bewältige.

Anmerkung: Wie sich am folgenden Tag herausstellt, läßt es sich bei den Hütten von Emstrur sehr gut zelten. Hätte ich vorher gewußt, wie es dort aussieht, wäre ich durchgewandert. Die Empfehlung der beiden Wanderführer kommt durchaus nicht dem "Schutz der Landschaft" zugute, weil die wenigen zum Zelten geeigneten Stellen abseits der Zeltplätze sehr begrenzt sind und die Vegetration unter dem Besucherandrang schnell leidet. Natürlich gibt es hier viele reizvolle Stellen zum Zelten, doch sollte, zugunsten der Natur, darauf verzichtet werden, diese in Anspruch nehmen, wenn es nicht wirklich unvermeidlich ist. Ausführliche Hinweise zum "wilden Zelten" am Laugavegur finden sich hier.

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