Sonnabend, 24. Juli 2004


Der Wecker hat mich tatsächlich um 6:00 Uhr geweckt. Geduscht, gefrühstückt, gelesen, gepackt, gezahlt, bei der Gelegenheit das Päckchen wieder in Empfang genommen, das ich vor einer Woche hier deponiert hatte... und schon kam der Bus. Ich war fast erstaunt, daß der Busfahrer die Stelle gefunden hat, an der ich aussteigen wollte, so neblig ist es. Nur eine Infotafel und drei Radfahrer sind zu erkennen, die zur Askja und weiter nach Landmannalaugar wollten. Später heben sich die Wolken wenigstens so weit, daß die unteren 100m der Berge zu sehen sind. Nach den ersten 10km kommt mir eine Gestalt in Rot entgegen. László, ein Ungar, der mir in seinem gut verständlichen Deutsch erzählt, daß ich noch an einem Teich vorbeikommen werde und daß es bis zur Nothütte noch 16 km Luftlinie sind. Aber so weit will ich gar nicht. Er schon; so über 30km wären für ihn die normale Tagesstrecke. Von László erhalte ich auch noch die Koordinaten von Heršubreišarlindir.

Auf den ersten Kilometern

Als ich gerade an besagtem Teich eine Pause mache, hält ein Geländewagen auf der Piste, eine junge Frau springt heraus, kommt die Böschung herab und stellt sich vor. Sie heißt Bergthora und ist die Warden in Heršubreišarlindir. Ob ich einen Lift will, fragt sie. Ich lehne vielmals dankend ab. Aber ich möchte lieber laufen.

Als ich schon ziemlich genau meine für heute vorgesehenen 20km abgelaufen habe, frischt der Wind auf und der gelegentliche Regen wird so heftig, daß ich die Regenhose anziehen muß. Eigentlich bin ich schon auf der Suche nach einem geeigneten Lagerplatz. Leider ist die Gegend relativ gut einsehbar, was nicht gut ist, denn auch hier bin ich schon im Schutzgebiet und somit ist Campen verboten. Wenn Felsen doch mal zur Straße hin Deckung bieten, stehen sie falsch zum Wind oder der Untergrund ist gespickt mit Gesteinsbrocken.

Angesichts des Wetters schleppe ich mich weiter voran und beschließe, doch die sechs Kilometer bis zur Hütte zu laufen. Als ich endlich über den letzten Höhenrücken komme und auf's Tal des Jökulsá á Fjöllum sehe, bin ich am Ende meiner Kräfte, es ist nach 21 Uhr und natürlich hat der Regen aufgehört. Die Hütte ist trocken und winddicht, aber wie László, der gestern hier übernachtet hatte, schon sagte, völlig dunkel, wenn man die Tür schließt. Der Boden besteht aus festgetretener Erde. Ich habe mein Zelt als Unterlage ausgebreitet und darauf die Isomatte, damit nicht Alles einstaubt. Etwas unbehaglich ist mir schon. Aber die Sicht durch die Tür auf's Flußtal ist super.

Die rettende Hütte
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