Dienstag, 6. August 2002


Die Pferde wurden heute morgen erstmal zur Tränke geführt. Einige hundert Meter westlich der Hütte (Wenn man vor die Hütte tritt rechts) befindet sich das Wasserloch. Aber die Regentonne, die das Wasser vom Schuppendach sammelt, ist ja voll, so daß ich nicht darauf angewiesen bin. Einer der Reiter empfiehlt mir, den Weg nach Þingvellir zu nehmen. Den wären sie gekommen. Er soll viel schöner als der nach Laugavatn sein; der sei überhaupt nicht schön. So wie er den Weg nach Þingvellir beschreibt, scheint er aber eher Schafland als Wüste zu sein. Zudem gibt's kein Wasser. Ich überlege es mir, aber zuviel spricht dagegen: 40 km statt 24, zusätzliches Gewicht (Wasser), keine Wüste (die ich mag), keine Dusche am Ziel (die ich brauche).

Ich fülle die Flasche an der Regentonne und breche auf, nach Eintrag ins Gästebuch und nachdem ich die Gebühr in den Blechkasten im Vorraum entrichtet habe. Sonne und blauer Himmel. Ziehe beim ersten Halt schon das Sweat-shirt aus und nehme großzügig von der Sonnenmilch. Die Kappe habe ich schon beim Aufbruch aufgesetzt. Der Weg ist teilweise sandig, aber auf der Piste durch die Autos so weit festgefahren, daß er gut gangbar ist. Ich suche nach dem Tal am Rauðafell, von dem Lisa Steppe in ihrem Reiseführer schreibt, daß es zum Zelten einlädt. Dort, wo die Piste beginnt zum Miðdalsfjäll anzusteigen, vielleicht 9 km nach der Hütte, sehe ich hinter einem Hügel links von mir etwas, das mir zumindest einladend vorkommt. Mit Gras und flachem Bewuchs bedeckte Hänge, die vor der Abbruchkante zum Flußbett stellenweise waagerechte Wiesen bilden. Das Flußbett ist nur noch eine Geröllfläche. Ich durchquere es, baue das Zelt auf und begebe mich auf die Suche nach Wasser. Dazu gehe ich auf der Piste weiter bergauf. Alle Hänge weisen tiefe Sturzbachrinnen auf, aber nirgendwo ist Wasser. Die Sonne brennt und der Anstieg ist streckenweise ziemlich steil, mir graut vor Morgen. Mit dem Rucksack wird das heftig. Der Weg hat sich zwar wegen der Aussicht allein schon gelohnt - wer weiß, wie morgen die Sicht sein wird? - aber weit und breit kein Wasser.

Auf dem Rückweg begegnet mir das Paar aus der Hütte und winkt fröhlich aus dem Wagen heraus. Ich fange gerade an, mich mit dem Gedanken zu arrangieren, daß ich mit einem knappen Liter Wasser auskommen muß und denke gar nicht daran, sie anzuhalten und nach Wasser zu fragen. Doch das Problem löst sich mal wieder von selbst. Ich gehe etwas weiter oben von der Piste ab und auf das Zelt zu, da sehe ich in einigen Mulden in der Biegung des trockenen Flusses etwas blinken. Es gibt also doch Wasser. Der Fluß verläuft parallel zum Berghang. Erst unterhalb des Zeltplatzes breitet er sich über ein flaches Geröllfeld aus. Oberhalb davon bildet er eine Schlucht mit mehreren kleinen Wasserfällen. An jedem davon hat er eine Grotte ausgewaschen mit tiefen Wannen im Felsboden, die alle mit Wasser gefüllt sind. Auch von den Wänden tropft es. Jetzt erweist es sich nur noch als Problem, ohne ein Gefäß in stehendem Wasser den Wassersack zu füllen. Aber es ist ja nicht weit zum Zelt. Ich mache mir erstmal einen Tee und komme später mit der Flasche zurück.

Von wegen, die Strecke ist nicht schön - Dummfug! Vielleicht sehen Reiter die Landschaft eben einfach mit dem Reiterblick.

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