Montag, 5. August 2002


Jarlhettur

Vor dem Aufbruch habe ich noch etwas Thymian gepflückt und in die Tasche gesteckt, der ganz in der Nähe meines Zeltes wuchs. Direkt vor dem Paß Mosarskarð befindet sich auf der linken Seite am Fuß des Mosarskarðfjall, ca. 500 m von der Piste entfernt, eine Hütte (Wochenendhaus?). Habe sie mir aber nicht genauer angesehen, weil der Weg dorthin nichtmal richtig zu erkennen war und kein Schild darauf hinwies.

Hinter der Paß bleibt die Piste auf gleicher (Paß-)Höhe. Die Wolken heben sich zumindest so weit, daß im Norden die beiden Gletscherzungen zu erkennen sind (Eystri- und Vestri-Hafafellsjökull). Der Hagavatn ist schön zu sehen, inklusiv Abbruchkante des Eises. Der westliche Sandvatn, der auf alten Karten noch eingezeichnet ist, scheint hingegen verschwunden zu sein. Auf der neuen Islandkarte ist er auch nicht mehr zu sehen.

Bis zur Abzweigung zum Hlöðufell, wo der Linuvegur und die in der feuchten Luft summenden Hochspannungsleitungen verlassen werden und ein Wegweiser mit der Aufschrift "Lambahraun" steht, ist mir nur ein Auto begegnet. Auf dem Weg zur Hütte kommen mir zwei Geländemotorräder entgegen. Das war's für heute an motorisierten Ausflüglern. Als ich die Nordseite des Hlöðufell erreiche, beginnt es ganz fein zu regnen. Ich lasse die Regenhose am Rucksack hängen und ziehe von der Jacke nur Kapuze und Ärmel an, sie ist also vorn offen und geht auf dem Rücken über den Gurten entlang. Die größte Feuchtigkeit scheint wirklich von drinnen und nicht von draußen zu kommen. Bei so leichtem Regen allemal.

Am Osthang des Berges ziehen sich anfangs neongrüne Quellmooswiesen hin, garniert mit Felsbrocken wie aus dem Salzstreuer eines Riesen. Von 10-Meter-Brocken, wie der Radwanderführer von Ulf Hoffmann angibt, kann aber keine Rede sein. Später wird die Piste rauher, ich bin bereits an den südlichen Ausläufern des Hlöðufell, der Regen kommt inzwischen waagerecht und ich finde vor jeder Biegung, daß sie jetzt endlich kommen könnte, die Hütte. Na, aber jetzt? Wieder nichts.

Und dann ist auf dem nächsten Lavarücken doch endlich die Giebelseite eines Hauses zu sehen. Aufgrund der fehlenden Relationen wirkt es viel größer, zweistöckig, und das merkwürdig geformte Schornsteinrohr sieht aus der Ferne wie ein Kirchenkreuz aus. Neben dem Haus steht ein Geländewagen. Ein älteres isländisches Paar räumt gerade sein Gepäck vom Wagen in die Hütte, als ich komme. Die Fensterläden sind schon geöffnet, das Gas wird angeschaltet, der Ölofen in Betrieb genommen... und natürlich hören draußen auch Wind und Regen auf. Wozu auch, wenn alle Menschen im Haus sind. Ich bekomme einen Tee angeboten, nähe mein zerrissenes Hosenbein, wir reden ein wenig über das Woher und Wohin. Ich mache mir Kartoffelbrei mit Rührei, würze mit den Kräutern aus meiner Tasche... Tagesausklang.

Draußen im Pferch stehen Pferde. Ob die Reiter wohl heute noch kommen?

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