Sonnabend, 21. Juli 2001


An diesem Morgen lasse ich mir Zeit und lese noch etwas im Zelt, bis es zu warm wird. Bis nach Skútustağir am Mıvatn ist es nicht mehr weit.

Dann packe ich zusammen, drehe das Innenzelt nochmal mit dem Boden zur Sonne, damit es trocknen kann, und gehe hinter einen Felsen, um den Morgentee wegzubringen. Als ich zurückkomme und in Richtung Zelt blicke, ist dort nur eine leere Wiese. In der Flußmitte treibt soetwas wie eine gelbe Plane. Ich blicke nochmal zur Wiese. Aber die bleibt leer. Das in der Flußmitte ist tatsächlich mein Zelt. Ich laufe zum Ufer, befürchte schon, mein Zelt abschreiben zu müssen, versuche zu erkennen, wo es hintreibt und ich es abfangen kann... aber es scheint festzuhängen in dem brodelnden Wasser. Entschlossen stapfe ich in Wanderstiefeln und Hose bis zur Flußmitte. Zum Glück ist das Wasser an dieser Stelle nur knietief. Das Zelt hat sich mit dem Gestänge an einem Felsen verfangen. Ich packe die Alurohre und versuche es herauszuzerren, doch es hat sich mit Wasser gefüllt und wölbt sich mit dem undurchlässigen Fußboden wie eine schwarze Blase in Fließrichtung. Ich kann es nicht anheben - will es aber auch nicht loslassen. Die Stangen biegen sich weiter durch. Ewig so stehenbleiben wie ein Fischer beim Netze einholen kann ich aber auch nicht. Ich versuche das Zelt zu drehen, damit das Wasser durch die Mückennetze entweichen kann. Am einen Ende ziehe ich, am anderen zerrt der Fluß, aber es gelingt mir schließlich, es ans Ufer zu schleifen.

Bláfjall

Eine Stange ist so stark gebogen gewesen, daß sie die Krümmung beibehält, aber ansonsten ist das Zelt unversehrt. Ich stelle es nochmal zum Trocknen hin, sichere es aber diesmal mit etlichen Heringen. Dann gieße ich das Wasser aus den Schuhen, wringe Socken und Hosenbeine aus und lege alles in die Sonne. Einige Zeit später breche ich auf und laufe die 15 km bis zur Brücke kurz vor Skútustağir. Nach einer kurzen Pause lege ich die restliche Strecke zurück, kremple auf dem Zeltplatz den noch immer nassen Innenzeltboden nach außen, breite ihn in der Sonne aus und gehe erstmal unter die Dusche. Eine Wohltat nach den vier Tagen.

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vierter Tag