Montag, 19. Juli 2004


Mein Zelt steht am Fluß, etwas entfernt rauscht eine Stromschnelle der Hafralónsá, doch leider rauscht sie auf der falschen Seite. Ich habe den Fluß nicht überqueren können.

Der Bach, an dem ich übernachtet habe, war doch nicht der auf der Karte verzeichnete. Der kam erst heute morgen etwas später. Die Wolken hängen sehr tief, so tief, daß sie den Paß streifen, über den ich zwecks Abkürzung will. Die Sicht reicht gerade für die Orientierung. Meistens jedenfalls. Die Wolken sind höher gestiegen, bekommen Konturen und lassen gelegentlich die Sonne durch. Ich durchquere problemlos einen größeren Fluß, der mir nach dem Kartenbild Sorgen bereitete. Die Landschaft wird trockener, Geröll, Kies und Sand. Nach Norden erstrecken sich Wüstenebenen. Ich sammle Stöckchen, abgestorbene, weißgebleichte Stämme und Wurzeln von Zwergweiden. Die Þverá ist nur noch ein Rinnsal, obwohl auf der Karte verzeichnet. Sie reicht aber für einen Tee, zu dem ich das Wasser mit dem gesammelten Reisig koche. Der Kocher oder die Kartusche macht mir Sorgen. Das Kochen dauert so lange und das Rauschen klingt nicht nach Höchstleistung.

Nach dem Aufbruch beginnt es zu nieseln. Zuerst nur ganz leicht, doch als ich etwas ziellos in die Landschaft drohe, gleich meine Regenjacke rauszuholen, wird es trotzdem nicht besser und ich muß die Drohung in die Tat umsetzen. Mehrere Bäche sind zu überspringen, alle größer als die Þverá, dafür aber nicht auf der Karte verzeichnet.

Danach liegt eine moorige Ebene mit mehreren Teichen im Weg - ich habe die Biegung der Hafralónsá angepeilt - die ich im Süden umrunde und auf eine Steinwarte mit ahnbarer Piste stoße. Der Regen hört nicht auf. Schließlich erreiche ich die Stelle, an der ich furten wollte, durchquere den Hvíakramskvisl, der hier in die Hafralónsá mündet, schaffe auch die ersten beiden Arme, stehe dann aber vor einer Wassermasse, die so tief und so stark wirkt, daß ich mich nicht weitertraue. Das Flußbett besteht aus sehr großen Felsbrocken, die zum Teil auch noch glitschig sind. Wie tief es hinabgeht, ist aufgrund der Gischt nicht zu erkennen, aber der Wasserstrom davor ist glatt, ein schlechtes Zeichen.

Hafralónsá

Ich kehre um und halte auf den Stakfell zu während ich überlege, wie es weitergehen soll. Damit, daß der Fluß unpassierbar sein könnte, habe ich nicht gerechnet.

Als ich das nächste Mal die Koordinaten nehme, ist es bereits halb acht. Mist! Während ich gegen Mittag noch ganz gut voranzukommen schien, bin ich tatsächlich nicht sehr weit gekommen. Ich nehme mir vor, noch bis acht zu gehen und schon nach Wasser Ausschau zu halten. Es ist... die Hafralónsá. Nach den Kilometern und wenn die Karte stimmt, müßte ich schon am Zustrom des Hafralón vorbei sein.

Beim Aufbau meines Zeltes regnet es noch immer. Ca. 17 km habe ich laut GPS zurückgelegt, mit allen Umwegen der Realität sicher 20. Und gefühlte Kilometer? ... bei all den Bulten, über die ich heute springen mußte! Im Zelt sitzend, beim Kochen, dampfen die Hosenbeine am Leib. Habe Kartoffelbrei mit Rührei gemacht und muß jetzt nochmal zum Abwaschen in den Regen. Mist!

Hafralónsá

Mein Zelt steht am Fluß, etwas entfernt rauscht eine Stromschnelle der Hafralónsá, doch leider rauscht sie auf der falschen Seite. Ich habe den Fluß nicht überqueren können.

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